SNIPPETS: WHAT IS ART?

Lee Lozano, 1970.

KUBUS | 24. Juni 2020
Ein Ausstellungsbeitrag für KUBUS Künstlerhaus Wien. Partizipatives Ausstellungsprojekt von Anke Armandi, Maria Grün und Lena Knilli. Konversation moderiert von Tim Voss.

KUBUS wurde von den drei Wiener Künstlerinnen Anke Armandi, Maria Grün und Lena Knilli als partizipatives Ausstellungs,- und Diskussionsformat entwickelt und möchte Gespräche über künstlerische Prozesse, Sichtweisen und Konzepte zwischen allen Beteiligten und Interessierten initiieren.

Inhaltlich bewegt sich KUBUS am 24. Juni 2020 im Kontext von Körper und Körperlichkeit. Die Arbeiten berühren u.a. Themen wie Kontakt, Wahrnehmung, Selbstwahrnehmung und Identität.

WAS IST KUNST?

Den Diskurs über Körperlichkeit und künstlerische Herangehensweisen möchte ich mit einer Assoziation zu Barbis Ruder ergänzen.

In den grundsätzlichen Fragen, die Barbis Ruders Performance-Kunst berührt, fühle ich eine Nähe zur US-amerikanischen Künstlerin Lee Lozano. Das mag an meiner persönlichen Neigung für widerständige Künstler*innen liegen, es gibt jedoch auch ganz greifbare Gründe:

Zwei Generationen, die sich mit der eigenen Abwesenheit beschäftigen.

Lee Lozano, 1930 geboren—die (Konzept)Künstlerin mit kurzer Karriere—schreibt auf einem Notizzettel 1970:

WIN FIRST DONT LAST
WIN LAST DONT CARE

Diese Worte notiert sie 2 Jahre nach der Behauptung ihres Kollegen Andi Warhol, dass in Zukunft jeder 15 Minuten weltberühmt sein würde—wohl auch mit dem Gedanken, dass Sie in dieser Zukunft keinen Platz haben wird. Sie zieht sich nach wenigen Jahren aus dem Kunst-Bizz zurück und nimmt sich 1999 in Dallas das Leben.

Barbis Ruder alias INFLUENZA löscht ihre Persona zu Lebzeiten, um zur Verkörperung dieses hominum attendentes* zu werden – zum Menschen der Aufmerksamkeit. Eine Dystopie der Prosumer-Culture(s), die sich selbst immer mehr als Kunstform wahrnehmen.

Beide Künstlerinnen überschreiten die Grenzen ihrer Selbstgewissheit und berühren die schmerzhaften Fragen ihrer Existenz—als Frau, als Künstlerin und Mensch.

Sie zeigen, dass mit Kunst nicht unbedingt Signifikanz gemeint ist, sondern der Moment, in dem sich die Gegenentwürfe zu unserer Welt verdichten.

Lona Gaikis 2020